Wildbach Sinn und Barocker Kurgarten
11.06.2016
Wildbach Sinn und Barocker Kurgarten – zwei konträre Landschaftskonzepte in enger Nachbarschaft
Exkursion der BUND Naturschatz Kreisgruppe
Ein Tagesausflug des BUND Naturschutz Kreisgruppe Rhön-Grabfeld führte ins Sinntal bei Bad Brückenau und in die Kuranlagen des Staatsbads. Herr Robert Hildmann (Betreuer des Kurparks Bad Brückenau) zeigte der Gruppe die sich entwickelnde Auenlandschaft, in der sich die mäandernde Sinn wieder frei entfalten kann
Über mehr als 100 Jahre hatte die Sinn unterhalb vom Staatsbad Bad Brückenau einen recht geradlinigen Verlauf. Hat ein Gewässer durch Hochwasser sein Bett verlassen, so erlaubt das Bayerische Wasserhaus-haltsgesetz (BayWG) dem betroffenen Grundstückseigentümer, den früheren Zustand vor dem Hochwasser wiederherzustellen. Das bedeutet: das Gewässer darf sich nicht selbständig verändern, es wird durch Baumaßnahmen in sein altes Bett zurückgedrängt
Seit ca. 15 Jahren entwickelt sich die Sinn unterhalb des Staatsbades aber nun wieder zum Wildbach zurück!
Herr Hildmann erläuterte, was diesen Prozess möglich macht:
- Flächenbesitzer an der Sinn verzichten darauf die Veränderungen, die durch Angriffe des Wassers, Veränderungen am Ufer entstehen, zu beseitigen. So werden z.B. zerstörte Uferbefestigungen nicht erneuert oder Totholz darf im Wasser bleiben.
- Großflächig findet seit 2008 ganzjährige Beweidung statt. Die Laufwege der Rinder, Ein- und Ausstiege am Ufern bieten dem Wasser Angriffspunkte und erhöhen so die Dynamik der Entwicklung zum Wildbach.
- Von den 50 Hektar Beweidungsfläche entlang der Sinn hat der BUND Naturschutz 25 Hektar erworben und dort die Eigendynamik der Sinn ermöglicht
All diese Ursachen führen dazu, dass die Sinn wieder frei mäandert, ihr Lauf sich um fast das Dreifache verlängert und somit die Fließgeschwindigkeit verlangsamt wird. Dadurch wird die Gefahr und Auswirkung von Hochwassern verringert und es entwickeln sich vielfältige Lebensräume mit einer enormen Biodiversität.
Der Biber betätigt sich hier in gleicher Weise als Biotopmanager und Baumeister – und das alles umsonst !
Die BUND-Gruppe konnte von der im Bau befindlichen Biberplattform hoch über der Sinn die Spuren der Biberaktivitäten und die Vielgestaltigkeit der Auenlandschaft bewundern.
Im zweiten Teil der Exkursion führte die Kunsthistorikerin Michaela Queck durch die faszinierenden Kuranlagen mit fundierten Informationen und amüsanten Histörchen zu historischen Kurbauten und Hotels aus der Zeit König Ludwig I.
Herr Robert Hildmann lieferte interessante Erklärungen zu den Gestaltungs-prinzipien der kunstvollen Gartenanlagen mit der berühmten 4-reihigen Kastanienallee, den Terrassen, herrlichen Blumenbeeten, einem Kräutergarten und als Endpunkt der 1000-jährigen Eiche.
Alle Teilnehmer der Exkursion waren trotz der regenreichen Großwetterlage befriedigt, dass den ganzen Tag über alle Besichtigungen ohne Regen genossen werden konnten. Erst als alle im Bus saßen, öffnete der Himmel wieder seine Schleusen!