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Den Biber in der Schule zum Thema machen

27.10.2014

Bei einem Informationsabend stellte der Bund Naturschutz einen „Biberrucksack“ mit Unterrichtsutensilien vor.

Ob wir ihn wollen oder nicht – wir haben ihn”, sagte Michael Krämer von der unteren Naturschutzbehörde bei einem Informationsabend über den Biber im Spannungsfeld zwischen Faszination und Konflikten.

Dieter Jetschni, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Bad Königshofen, begrüßte am Freitagabend in der Frankentherme interessierte Zuhörer und betroffene Landwirte. Hubert Kornbrust vom Bund Naturschutz, Initiator des Biberlehrpfades an der Fränkischen Saale, berichtete zunächst Wissenswertes über das größte Nagetier Europas. Im Mittelalter wurde er wegen seines Hauptlebensraums Wasser und dem schuppigen Schwanz (Kelle) zum Fisch erklärt und galt als Fastenspeise, begehrt waren sein Fell und der Duftstoff „Bibergeil“, außerdem galt er fälschlicherweise als Nahrungskonkurrent. „Der Biber ist ein Vegetarier, er frisst keine Fische“, betonte Hubert Kornbrust deshalb auch besonders.

Lupenreiner Vegetarier

Das faszinierende Tier war fast ausgerottet, dabei gilt er als „genialer Baumeister“, wo er sich niederlässt steigen Artenvielfalt und die Anzahl der Fische. Die monogam und im Familienverband lebenden Tiere haben im Frühjahr ein bis drei Junge, die zwei Jahre lang im elterlichen Bau bleiben.

Dann sucht sich der Nachwuchs ein neues Revier, wobei zunächst die besten Standorte besetzt werden, später die weniger guten. Eine ausgeräumte Uferzone mit einigen großen Pappeln ist uninteressant. Sind schließlich alle Reviere besetzt und können nur durch Kämpfe neu vergeben werden, stagniert die Population. „Wir stehen aber erst am Anfang der Verbreitung“, berichtete Kornbrust.

Dazu gab es Zahlen: Im Jahr 2000 wurde die Besiedlung erster Gewässer im Landkreis beobachtet, 2012 wurden 26 Reviere gezählt, 2013 schon 38 Reviere (in ganz Bayern geschätzte 4500 Reviere mit 16000 Tieren). Ausgehend vom Grabfeld wandern die Reviere Richtung Rhön. Da der Biber streng geschützt ist (Zugriffsverbot, Besitzverbot, Vermarktungsverbot) ist sein einziger Feind der Straßenverkehr.

Biber macht Krämer viel Arbeit

Erdbauten, Mittelbauten, Biberburgen und Dämme errichten die fleißigen Nager, rund 15 Prozent seiner Arbeitszeit muss Michael Krämer inzwischen den Bibern widmen, denn beim Bau ihres eigenen „Schwimmbades“ überschwemmen sie Wiesen, erhöhen den Wasserstand, sodass Drainagen nicht mehr ablaufen, fressen Mais und halten sogar Schönungsteiche für ein annehmbares Domizil, letzteres geschah im Sulzdorfer Ortsteil Schwanhausen.

„Nur, wenn es gefährlich wird, darf die untere Naturschutzbehörde den Zugriff anordnen“, berichtete Krämer. Er machte klar, dass staatliche Entschädigungen zu den freiwilligen Leistungen gehören, denn normalerweise gibt es kein Geld, wenn Schäden durch Tiere entstehen, die unter strengem Naturschutz stehen. Er rät, bei der Bodenbearbeitung 15 bis 20 Meter Abstand von den Gewässern zu halten.

450 000 Euro sind im Topf für Entschädigungen, werden viele Fälle gemeldet, können sich die gezahlten Beträge vermindern. Erlaubt sind Schutzmaßnahmen für Bäume oder ein Elektrozaun am Maisfeld.

„Sind Biber wichtiger als meine Kühe?“, fragte ein Landwirt, der auf versumpfte Wiesen hinwies und seine Pflicht als Pächter, die Wiese ordnungsgemäß zu pflegen. Darauf müsse der Verpächter Rücksicht nehmen, teilte Krämer mit.

Vor einem Jahr wurde der Biberlehrpfad mit Startpunkt am Radweg Bad Königshofen - Bad Neustadt angelegt. Hubert Kornbrust zeigte einen „Biberrucksack“ mit Unterrichtsmaterialien und Präparaten, der von Schulen und Kindergärten samt Originalpräparat eines fast ausgewachsenen Bibers ausgeliehen werden kann.

Fischbestände nehmen zu

Egon Hüllmandel aus Saal, ehrenamtlicher Biberbetreuer, berichtete von unzähligen Kilometern, die er Jahr für Jahr zurücklegt, um die Verbreitung der großen Nager zu dokumentieren. Wo sind nur Fraßspuren und wo sind Burgen, Röhren oder Bauten? Seltene Käfer und rund 80 Prozent mehr Fische hat er dort beobachtet, wo Biber wohnen. Er bietet auch Führungen an und bedankte sich am Ende der Veranstaltung bei allen, die Ufer und Gewässer sauber halten.