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Pestizide, die unterschätzte Gefahr?

30.11.2015

In Zusammenarbeit mit dem Kreisverband Imker Rhön-Grabfeld e.V. organisierten wir einen Vortrag mit Diskussion zum Thema Pestizide in der Festhalle Heustreu.

Ziel der Veranstaltung war es, mit einem Vortrag von Tomas Brückmann (BUND Berlin) die Anwesenden zu informieren und auf die Gefahren des Pestizideinsatzes hinzuweisen. Zudem hatten Vertreter verschiedener Interessengruppen die Gelegenheit durch Stellungnahmen ihre Sicht zur Thematik zu schildern. Die engagierten Beiträge und Fragen einiger Gäste zeigten die Wichtigkeit solcher Informationsveranstaltungen.

Als Vorsitzender der BN-Kreisgruppe führte Helmut Bär durch die Veranstaltung. Durch sein diplomatisches Fingerspitzengefühl blieben die Diskussionen zum Einsatz von Pestiziden auf sachlicher Ebene. Er machte zwar die ablehnende Haltung des Bund Naturschutz zum Pestizideinsatz unmissverständlich klar, dennoch betonte, er dass die Veranstaltung nicht dazu diene, Personen bzw. Personengruppen an den Pranger zu stellen.

Schwerpunkte des Vortrags waren der Einsatz in Landwirtschaft, Forsten und Kommunen, sowie Kleingärten. Den größten Anteil hat die Landwirtschaft bei 46.326t jährlich insgesamt. 
Die Kritik setzte im Vortrag schon beim Pflanzenschutzgesetz an: Auch wenn alle Pestizide genehmigungspflichtig seien, obliegt doch den Ländern die Kontrolle der Anwendung. Diese würde sehr unterschiedlich gehandhabt. Und obwohl das Gesetz vorschreibt, dass solche Mittel auf befestigten Freiflächen und „Nichtkulturen“ (z.B.Außenanlagen bei Kommunen oder auf Gartenwegen) nicht ausgebracht werden dürfen, geschieht dies häufig. Weitere Probleme sieht der Referent im Genehmigungsverfahren:

  • Kombinationswirkungen werden bei der Zulassung nicht berücksichtigt, sind aber enorm wichtig.
  • Unzureichende Untersuchungen auf sog. Nichtzielorganismen sind ebenfalls zu bemängeln.
  • Außerdem forscht die Industrie für die Zulassung selbst und reicht die Unterlagen ein. Danach gibt es eine Geheimhaltung der Zulassungsunterlagen.

Hinzu kommt noch der Pestizidschwarzhandel aus China ( bis 20 %). Brückmann belegte die Gefährdung von Pflanzen, Tieren und des Menschen mit wissenschaftlichen Studien und stellte auch die Problematik des gängigsten Herbizids, Glyphosat, heraus. Das ganze Ökosystem werde gestört und die Selbstreinigungskraft der Gewässer vermindert. Die schädigende Wirkung auf Bienen durch sogenannte Neonikotinoide wurde bei einem entsprechenden Spritzmittel von der Firma Beyer im Frühjahr in einem Gerichtsprozess bestätigt, den die Firma gegen den BUND angestrengt hatte.

Anschließend an den Vortrag gaben jeweils Statements ab Michael Diestel (Bayerischer Bauernverband, Geschäftsstelle Bad Neustadt a. d. Saale, Geschäftsführer), Klaus Klingert (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt a. d. Saale, Behördenleiter und Bereichsleiter Forsten), Eberhard Räder (Sprecher der Biobauern in der Region), Georg Hansul (Landratsamt Rhön-Grabfeld, Sachgebiet Gartenkultur) und Annette Seehaus-Arnold (1. Vorsitzende Imker Rhön-Grabfeld e.V.) 

Zahlreiche Gäste nutzten die Gelegenheit und nahmen an der Diskussion rund um das Thema Pestizide teil.

Annette Seehaus Arnold bedankte sich auch im Namen des Bund Naturschutz für das große Interesse an der VeranstaltungSie und Helmut Bär überreichten dem Referenten Erzeugnisse aus Region und dankten für die sachlichen Ausführungen. 

Nach dieser Veranstaltung wurden alle Bürgermeister mit einem Anschreiben gebeten, eine „pestizidfreie Kommune“ zu realisieren.